Palästina/Israel (EAPPI)
Kontext
Der langjährige palästinensisch-israelische Konflikt führt zu schweren Menschenrechtsverletzungen und Gewaltübergriffen auf die Zivilbevölkerung auf der palästinensischen und israelischen Seite. Gleichzeitig ist der Konflikt von asymmetrischen Machtverhältnissen geprägt. Mit der schwindenden Hoffnung auf eine politische Lösung oder eine gewaltfreie Deeskalation des Konflikts, setzt die israelische Regierung weitgehend auf militärische Stärke. Die Achtung der grundlegenden Menschenrechte und die Bestimmungen des (humanitären) Völkerrechts ist dabei nicht mehr gewährleistet. Mehr zum Kontext
Projekt
Das Ecumenical Accompaniment Programme in Palestine and Israel (EAPPI) ist eine Initiative des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK/WCC). Der ÖRK antwortete mit EAPPI 2001 auf einen Aufruf lokaler Kirchen sowie palästinensischer und israelischer Menschenrechtsorganisationen nach internationaler Präsenz zum Schutz der Bevölkerung. Im Frühling 2001 wurden mehrere kirchliche Pilotprojekte realisiert, bis schliesslich 2002 EAPPI ins Leben gerufen wurde. Seither sind rund 1500 internationale Begleiter*innen (Ecumenical Accompaniers «EAs») von Entsendeorganisationen aus einundzwanzig Ländern für einen Einsatz im Krisengebiet gewesen. Mehr zum Projekt
Einsatz
Das nächste Training findet von Sonntag, 15. bis Samstag, 21. September 2024 statt.
Anmeldeschluss ist 5. August 2024
Einsatzdaten: Es gibt rund fünf Ausreisen pro Jahr, die sich jedes Jahr verschieben.
Bei Interesse an einem Einsatz, nehmen Sie bitte mit der Projektverantwortlichen Kontakt auf.
Nach fast zwei Jahren ohne internationale Präsenz vor Ort, freuen wir uns sehr, dass wir im Januar 2022 die erste Gruppe von Menschenrechtsbeobachter*innen nach Palästina/Israel entsenden konnten.
Nach wie vor sind die Voraussetzungen für das Training und den Einsatz, dass die Sicherheitsrichtlinien und -massnahmen der Schweiz, bei Letzteren auch diejenigen von Israel und Palästina, eingehalten werden können und der Schutz der Teilnehmenden, der lokalen Bevölkerung und der Mitarbeiter*innen gewährleistet werden kann. Das bedeutet konkret für die Teilnehmenden aus der Schweiz, dass mindestens zwei Covid-Impfungen für den Einsatz vorausgesetzt werden.
Bei weiteren Fragen, wenden Sie sich bitte an die Projektverantwortliche.
Rahmenbedingungen
- Einsatzdauer: 3 Monate
- Einsatzbeginn: Es gibt jedes Jahr rund 5 Ausreisedaten, die sich jedes Jahr verschieben
- Mindestalter: 25 Jahre; Höchstalter: 70 Jahre
- Mindestens zwei Covid-Impfungen
- Wohnhaft in der Schweiz
- Teilnahme am sechstägigen Vorbereitungstraining in der Schweiz
- Besuch der Nachbereitung nach Rückkehr in die Schweiz
- Bereitschaft zur Öffentlichkeitsarbeit während und nach dem Einsatz in der Schweiz
Kompetenzen und Softskills
- Interesse und Bereitschaft, sich umfassend über das Einsatzland und die Region zu informieren
- Teamfähigkeit und soziale Kompetenz
- Reiseerfahrung und interkulturelle Sensibilität
- Erfahrung in gewaltfreiem Engagement und Solidaritätsarbeit erwünscht
- Flexibilität und Fähigkeit, angespannte, kritische Situationen und wechselhafte Umstände auszuhalten
- Psychische Belastbarkeit: Der Einsatz kann psychisch belastende Erlebnisse mit sich bringen.
- Fähigkeit und Bereitschaft in bescheidenen Lebensverhältnissen zu leben
- Körperliche Belastbarkeit: Der Einsatz beinhalten langes Stehen und weite Fussmärsche
- Gute Englischkenntnisse für die Kommunikation mit den Einheimischen und Behörden, den anderen Freiwilligen, den EAPPI-Mitarbeitenden und nicht zuletzt auch für die eigene Sicherheit.
- Arabisch- und/oder Hebräischkenntnisse von Vorteil
- Gute PC-Kenntnisse und Vertrautheit mit Kommunikationsmedien (E-Mail, Skype/Zoom, Blogs)
Versicherungen
- Abschluss einer Krankenversicherung und einer Repatriierungsversicherung ist obligatorisch
- Reiseversicherung sowie Impfschutz werden dringend empfohlen
Finanzielles
Peace Watch Switzerland ist eine Organisation mit einem kleinen Budget, weshalb die Einsatzleistenden ihre Vorbereitung und Einsätze mitfinanzieren. Anfallende Kosten:
- Flug nach Tel Aviv
- Kranken- und Repatriierungsversicherung
- Anteil am Training: CHF 700.-
- Anteil am Einsatz: CHF 1200.-
Kost, Logie und Transportkosten vor Ort werden vom Programm gedeckt. Zudem erhalten EAs einen Beitrag an ihre persönlichen Ausgaben.
Eigenverantwortung
Die PWS-Menschenrechtsbegleitenden werden in eine Konfliktregion entsendet. PWS und die Projektverantwortlichen vor Ort tun ihr Möglichstes, um die Freiwilligen gut auf ihre Aufgaben vorzubereiten. Die Situation in den einzelnen Regionen wird ununterbrochen evaluiert, damit allfällige Risiken so gering wie möglich gehalten werden können. Da ein gewisses Restrisiko nicht ausgeschlossen werden kann, liegt der Entscheid, dieses auf sich zu nehmen schlussendlich bei den Freiwilligen selbst.
Eine gute Vorbereitung für einen Einsatz ist Peace Watch Switzerland (PWS) sehr wichtig. Sie gibt den Einsatzleistenden einerseits die notwendige Sicherheit, die Instrumente und das Wissen, um vor Ort gute Arbeit leisten zu können. Andererseits lernt PWS die Freiwilligen kennen, bevor das Mandat für einen Einsatz erteilt wird.
Darüber hinaus trägt PWS gegenüber den lokalen Partnerorganisationen und der einheimischen Bevölkerung der Einsatzregion die grosse Verantwortung, gut vorbereitete Beobachter*innen zu entsenden, die den Kontext kennen und wissen, wie sie sich in den verschiedenen, z. T. schwierigen Situationen verhalten müssen.
Persönliche Vorbereitung
Einem Einsatz mit PWS geht ein persönlicher Entscheidungsprozess voraus. Dazu gehört das Interesse für, und die Auseinandersetzung mit der Thematik der Begleitarbeit, der Menschenrechte, dem Kontext des Projektlandes und der Friedensförderung. Die Einschätzung der eigenen Fähigkeiten gehört ebenfalls dazu. Hierbei ist es für potentielle Einsatzleistende besonders wichtig kritisch zu reflektieren, ob sie sich in einem konfliktreichen, sich ständig verändernden Kontext zurechtfinden können und ob sie auch unter diesen erschwerten Bedingungen teamfähig sind.
Bewerbungsgespräch
Basierend auf einem Fragebogen wird ein Gespräch mit der Projektverantwortlichen geführt. Das Gespräch gibt der Projektverantwortlichen die Möglichkeit die am Einsatz interessierte Person besser kennenzulernen. Gleichzeitig geht es darum, dass die interessierte Person einen besseren Einblick in das Programm, sowie den Alltag und die Aufgaben der Einsatzleistenden erhält und allfällige Fragen geklärt werden können. Das Gespräch wird auf Englisch durchgeführt.
Training
Das Training vor dem Einsatz bietet eine optimale Vorbereitung auf die Tätigkeit als Menschenrechtsbeobachter*in. Der effektive Schutz der Menschenrechte setzt Wissen und ein Bewusstsein für die Situation des Einsatzgebietes voraus. Vermittelt werden sowohl Hintergrundwissen als auch Instrumente, sich in einer anderen als der eigenen Kultur zu bewegen und in soziale Interaktion mit der lokalen Bevölkerung und staatlichen Entscheidungsträgern (Behörden, Polizei, Richter*innen) zu treten. Für Interessierte, die noch unentschlossen sind können Einzelgespräche den Entscheid erleichtern, ob sie wirklich einen Einsatz leisten wollen und sich dafür geeignet sehen. Das Training kann helfen, Fragen wie „will ich das?“ oder „kann ich das?“ zu beantworten. Die Teilnahme an einem Vorbereitungsseminar ist obligatorisch, verpflichtet die Freiwilligen aber noch nicht zu einem Einsatz. Weitere Informationen zum Training finden Sie hier.
Abschluss des Bewerbungsverfahrens
Das Training ist der letzte Baustein des Selektionsverfahrens. Die Schweizer Teilnehmer*innen erhalten nach dem Training den definitiven Entscheid von PWS, ob ihre Kandidatur für einen Einsatz akzeptiert oder in seltenen Fällen abgelehnt wird. Auch die Kandidat*innen sollen sich zu diesem Zeitpunkt definitiv entscheiden, ob sie einen Einsatz leisten möchten.
Ausreisevorbereitungen
Vor der Abreise findet ein Treffen zwischen allen ausreisenden Freiwilligen, der Projektverantwortlichen bei PWS und der verantwortlichen Person bei HEKS statt. Am Treffen können letzte Fragen und Sorgen besprochen werden. Die Ausreisenden erhalten auch eine Checkliste von uns, damit vor der Abreise nichts vergessen geht.
Ankunft in Palästina/Israel
Nach der Ankunft werden die EAs in Jerusalem vom EAPPI-Team in Empfang genommen und erhalten eine weitere mehrtägige Ausbildung von EAPPI, sowie eine Einführung in ihr Placement durch das abreisende Team.
Evaluationsgespräch
Zwei bis vier Wochen nachdem die Einsatzleistenden in die Schweiz zurückgekehrt sind, findet ein Evaluationsgespräch zum Einsatz mit der Projektverantwortlichen statt. Das Feedback mehrerer Einsatzleistenden wird zusammengefasst und anonym an das EAPPI-Büro und der WCC-Projektverantwortlichen weitergeleitet.
Informations- und Sensibilisierungsarbeit
Bereits während dem Einsatz, solle jede*r Freiwillige mindestens drei Blogeinträge für den Schweizer EAPPI-Blog schreiben. Nach ihrer Rückkehr in die Schweiz sollen die Beobachter*innen noch weitere Informations- und Sensibilisierungsarbeit leisten. In welcher Form dies getan wird (ob in Vorträgen, Zeitungsartikel, Radiointerviews, etc.), kann von den Begleiter*innen selbst ausgesucht werden. Hierfür stehen PWS und HEKS den Einsatzleistenden unterstützend zur Seite. Gleichzeitig muss die Öffentlichkeitsarbeit immer in Absprache mit PWS und HEKS geschehen.
EA-Treffen
Zweimal im Jahr findet ein Treffen von ehemaligen EAs statt, an dem auch PWS und HEKS wenn möglich beteiligt sind. Jede*r Einsatzleistende sollte mindestens einmal an einem EA-Treffen teilnehmen und den ehemaligen über neue Entwicklungen in Palästina/Israel berichten.
Gleichzeitig bietet dieses Treffen eine gute Möglichkeit sich über Ideen zur Öffentlichkeitsarbeit auszutauschen und sich zusammenzuschliessen. Viele ehemalige EAs setzen sich noch Jahre später aktiv gegen die Besatzung Palästinas und für eine friedliche Lösung zum israelisch-palästinensischen Konflikt ein.
Während des Trainings in der Schweiz beschäftigen sich die Teilnehmenden mit Interkulturalität und «Privileges», sowie mit der Geschichte und der aktuellen Situation im Nahen Osten. Mit Vorträgen, Diskussionen, Gruppenarbeiten und Rollenspielen eignen sie sich ein Grundwissen über die Einsatzregion, Menschenrechte und das (humanitäre) Völkerrecht an. Die Aufgaben als Menschenrechtsbeobachter*in werden von zurückgekehrten EAs erklärt. Es werden Sicherheitsregeln vermittelt, die eigene und fremde Kommunikation, sowie Verhalten reflektiert und diskutiert. Es nehmen Freiwillige aus der Schweiz, Deutschland, Österreich, Frankreich, den Niederlanden und Kanada am Training teil.
Dauer
Für einen Einsatz in Palästina/Israel werden zwei Trainings pro Jahr angeboten. Die Daten verschieben sich mit den Einsatzdaten. Das Training dauert sechs Tage, von Sonntagabend bis Samstagnachmittag.
Eyewitnesses - ein Film über EAPPI
Dieser Film zeigt welche Rolle EAPPI in der internationalen Präsenz in Palästina und Israel spielt und gibt einen Einblick in die Arbeit der Menschenrechtsbeobachter*innen vor Ort.
PWS ist Mitglied des Forums für Menschenrechte in Israel/Palästina – ein Zusammenschluss von elf NGOs. Zusammen setzen wir uns in der Schweiz für einen menschenrechtsbasierten Ansatz im israelisch-palästinensischen Konflikt ein. Hier erfahren Sie mehr über die Arbeit des Forums.