Besorgniserregende Situation für Menschenrechtsverteidiger*innen in Honduras

Besorgniserregende Situation für Menschenrechtsverteidiger*innen in Honduras

Am 14. September 2024 wurde Juan Antonio López, engagierter Umwelt- und Menschenrechtsaktivist und führendes Mitglied des Komitees zur Verteidigung der Gemeingüter von Tocoa, nach dem Messebesuch auf offener Strasse erschossen. Er setzte sich unermüdlich für den Schutz der Flüsse Guapinol und San Pedro sowie des Nationalparks Carlos Escaleras ein und kämpfte gegen illegale Landnutzung und Umweltzerstörung durch Bergbauprojekte. Trotz zahlreicher Morddrohungen und internationaler Schutzmassnahmen der Interamerikanischen Menschenrechtskommission (CIDH), die ihm seit 2023 gewährt wurden, versäumte es die honduranische Regierung, seine Sicherheit zu garantieren.

Die brutale Ermordung von Juan López ist ein tragisches Beispiel für die alarmierende Bedrohungslage von Menschenrechtsverteidiger*innen in Honduras. Sein Tod unterstreicht die dringende Notwendigkeit, das Leben und die Arbeit dieser mutigen Menschen zu schützen.

Menschenrechtsbegleitung von PWS in Region Aguan zusammen mit HEKS/EPER am 18. Dezember 2024. Im Bild die Gedenkstätte für den ermordeten Umwelt- und Menschenrechtsverteidiger Juan Antonio López. Foto PWS

Internationale Delegation fordert Gerechtigkeit für Juan

Gerechtigkeit für Juan und ein Ende der Sozial- und Umweltkonflikte“ ist das Motto einer Advocacy- und Solidaritätsreise, die vom 20. bis 24. Januar 2025 in Honduras stattgefunden hat. An der lokal organisierten Initiative haben mindestens 15 nationale und internationale zivilgesellschaftliche Organisationen teilgenommen, darunter auch Peace Watch Switzerland (PWS). Mit der Solidaritätsreise soll den Gemeinschaften, die für den Zugang zu Land, Gerechtigkeit und die Verteidigung von Gemeingütern kämpfen, internationale Unterstützung angeboten werden. Die PWS-Vertreterin, Karla Valladares, war als Vorsitzende des Espacio Aci massgeblich an der Organisation mehrerer Treffen mit Regierungsstellen beteiligt. Anschliessend begleitete PWS die Delegation für eine Kontextanalyse in die Region Aguan. In der Pressemitteilung vom 23. Januar drückt die internationale Delegation ihre Besorgnis über die anhaltenden Menschenrechtsverletzungen und die Konflikte um Land und Umwelt aus. Besonders hervorgehoben wurden:

  • Die Notwendigkeit, Verbrechen gegen Umweltverteidiger*innen wie Juan López umfassend zu untersuchen.
  • Die Dringlichkeit der Umsetzung des Dekrets 18-2024 zum Schutz des Nationalparks Montaña de Botaderos Carlos Escaleras Mejía.
  • Die Einhaltung des Versprechens, eine unabhängige „Wahrheitskommission“ einzurichten, um die Ursachen des Konflikts aus einer Perspektive der Gerechtigkeit und der Menschenrechte zu beleuchten.

Lesen Sie die vollständige gemeinsame Erklärung hier.

Peace Watch Switzerland begleitet seit einigen Jahren die engagierten Menschenrechtsverteidiger*innen in der Region Aguan – wegen der angespannten Sicherheitslage im Verbund mit anderen Organisationen, wie HEKS/EPER. Die internationale Präsenz vor Ort lenkt die Aufmerksamkeit auf die prekäre Lage der Aktivist*innen, vermittelt ihnen Solidarität und schafft durch Beobachtung Sicherheit und Schutz für ihre Arbeit.  

Wir gedenken Juan Antonio López, einem mutigen Umwelt- und Menschenrechtsverteidiger, der sich unermüdlich für Gerechtigkeit, den Schutz der Natur und die Rechte der lokalen Gemeinschaften einsetzte. Möge sein Engagement und das vieler weiteren Menschen nicht vergeblich sein.

PWS begleitet die Trauerprozession zur Beisetzung von Juan Antonio López am 25. September 2024 in Tocoa, im Nordosten von Honduras. Foto PWS

Die Kampagne „La vida pende de un hilo“

Der Besuch der internationalen Delegation war Teil der Kampagne „La vida pende de un hilo“. Die Kampagne wurde im Rahmen des Internationalen Tages der Menschenrechte am 10. Dezember 2024 ins Leben gerufen. Ziel der Kampagne ist es, die Realität der Menschenrechts- und Umweltverteidiger*innen in Lateinamerika sichtbar zu machen, ihre wichtige Rolle in der Gesellschaft zu würdigen und auf die Bedrohungen, denen sie ausgesetzt sind, aufmerksam zu machen. Sie ruft dazu auf, Mechanismen zum Schutz dieser gefährdeten Aktivist*innen zu schaffen und fordert von den Regierungen und der internationalen Gemeinschaft wirksame Massnahmen, um die Ursachen von Konflikten und Gewalt zu bekämpfen. Ein besonderer Schwerpunkt der Kampagne liegt auf der Vernetzung und Unterstützung lokaler Organisationen sowie auf der Sensibilisierung der Öffentlichkeit, um Solidarität und Bewusstsein für diese kritischen Themen zu schaffen.

Mehr Informationen zur Kampagne finden Sie hier: La vida pende de un hilo – Gira de Incidencia y Solidaridad.