Wer ist HAK?
Von Pia Caduff. Dili, Timor-Leste
Asosiasaun HAK ist eine Menschenrechtsorganisation in Timor-Leste, die 1996 während der indonesischen Besatzung von timoresischen und indonesischen Menschenrechtsaktivisten gegründet wurde, um politischen Gefangenen rechtliche Beratung und Unterstützung zukommen zu lassen. HAK ist ein Akronym in Bahasa Indonesia und steht für «Gesetz, Menschenrechte und Gerechtigkeit».
Die Organisation geniesst hohes Ansehen und mit ihrem Ursprung in der Zeit der indonesischen Besatzung, ist sie die älteste Menschenrechtsorganisation in Timor-Leste. Sie setzt sich für eine timoresische Gesellschaft ein, in der sich die Menschen in Frieden und Gerechtigkeit entwickeln können.
Über die Jahre hinweg hat HAK sein Tätigkeitsfeld den lokalen politischen und sozialen Entwicklungen entsprechend verlagert und erweitert: politische Gefangene soll es in Timor-Leste keine mehr geben. Doch der junge Staat, der in dieser Form erst seit 2002 besteht, muss viele Probleme lösen, die Menschenrechte tangieren.
HAK engagiert sich auf mehreren Ebenen und führt zurzeit mehrere Programme, die teils noch Menschenrechtsverletzungen aus der Besatzungszeit betreffen:
- HAK ist Teil eines Netzwerkes zur Betreuung und Weiterentwicklung des Strafvollzuges. Die drei Gefängnisse des Landes, die in den ersten Jahren nach der Unabhängigkeit von Indonesien mit UN-Hilfe aufgebaut wurden, werden von HAK Mitarbeitenden je einmal pro Trimester besucht. Bei diesen Besuchen werden die Leitung der Strafanstalt, das Personal und die Insassen interviewt. Die Ergebnisse werden festgehalten, ausgewertet, fliessen in Empfehlungen und Forderungen an die Regierung ein und bilden die Basis für HAKs Öffentlichkeitsarbeit. HAK ist auch an der Weiterbildung des Anstaltspersonal beteiligt, was Menschenrechte betrifft. Zudem organisiert HAK Workshops für Gefangene, mit dem Ziel, sie über ihre Rechte zu informieren.
- HAK ist an einem Oeko-Landwirtschaftsprojekt beteiligt, das zur Versorgungssicherheit des Landes beitragen und die Rechte der einheimischen Bevölkerung garantieren soll. Darunter fallen Landrechte, Zugang zu Produktionsmittel, und faire Preise.
- Im Rahmen der Aktivitäten von Rede Ba Rai, einem Netzwerk von 24 NGOs, das auf Landrechte fokussiert, engagiert sich HAK bei Landstreitigkeiten, die aufgrund der bewegten Vergangenheit, mit widersprüchlicher Rechtslage und Verlust resp. Zerstörung der Kataster häufig sind.
- In Zusammenarbeit mit der Japan Coalition for East Timor unterstützt HAK die ehemaligen timoresischen Trostfrauen, die im Zweiten Weltkrieg analog zu den koreanischen Frauen, von den japanischen Besatzer als Liebesdienerinnen versklavt wurden. Lediglich 12 timoresische Trostfrauen haben sich als solche zu erkennen gegeben und davon lebt zurzeit noch eine Einzige. Diese Überlebende und die Familien der anderen Trostfrauen warten immer noch auf eine offizielle Entschuldigung, auf die Anerkennung des Leides, das ihnen angetan wurde und auf eine Wiedergutmachung.
- Zusammen mit anderen Menschenrechtsorganisationen in Timor-Leste und Indonesien arbeitet HAK seit Jahren aktiv am Familienwiedervereinigungsprogramm «Gestohlene Kinder» mit. Während der indonesischen Besatzung, speziell in den späten 1970er Jahren, wurden Tausende timoresische Kinder von ihren Familien getrennt und nach Indonesien verschleppt. Die genaue Anzahl ist unbekannt, die Schätzungen liegen je nach Quelle zwischen 2’000 und 4’000 mit einer hohen Dunkelziffer. Bisher konnten um die 100 ehemalige Kinder identifiziert, lokalisiert und mit ihren timoresischen Familien zusammengebracht werden.
- Zur Verbesserung des Zuganges der ruralen Bevölkerung zu (Trink)Wasser und sanitären Einrichtungen läuft in einem Distrikt ein Projekt in Zusammenarbeit mit und finanziell unterstützt durch Water Aid Australia.
- Im Rahmen des Rechts auf Bildung erhebt HAK Daten zur Schulinfrastruktur: Anzahl Schulhäuser, inkl. Sanitäreinrichtungen und Wasserversorgung, Anzahl Lehrpersonen und Anzahl Schulmahlzeiten. HAK führt auch gelegentlich selbst Workshops für Jugendliche zu Menschenrechtsthemen durch.
- HAK erhebt auch Daten zur mobilen Gesundheitsversorgung: abgelegene Distrikte werden alle 3 Monate von einer mobilen medizinischen Equipe besucht, die dort Sprechstunden abhält. Dies ist eine notwendige Ergänzung zur sehr bescheidenen Gesundheitsversorgung in Timor-Leste.
Asosiasaun HAK wird finanziell durch den timoresischen Staat unterstützt, z.B. für das Monitoring in den Gefängnissen oder für Initiativen zur Stärkung der Zivilgesellschaft. Andere Programme werden durch Kooperationen mit ausländischen Organisationen und dank Zuschüssen von verschiedenen Geldgebern im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit finanziert.
HAK ist inzwischen als Verein organisiert mit einem Vorstand und einer Finanzaufsicht. Die Büroräumlichkeiten befinden sich in einem alten Haus aus der portugiesischen Kolonialzeit im Quartier Faról, in dem sich sinnnigerweise auch eine «Menschenrechtsstrasse» befindet (Rua dos Direitos Humanos).
Wir werden uns in den kommenden Monaten mit Aktivitäten von HAK vertraut machen, indem wir die Organisation täglich bei ihrer Arbeit begleiten, wobei das Monitoring der Zustände in den Gefängnissen ein wichtiger Schwerpunkt bildet.